Wie wird die Frage der Endlagerung von Atommüll weltweit angegangen?
In keinem Land der Welt ist ein Endlager für hochaktive Abfälle (HAA) bereits in Betrieb. Viele Länder sind auf der Suche nach geeigneten Standorten dafür. Als sicherste Lösung gilt, radioaktive Abfälle während ihrer Abklingzeit in tiefen Gesteinsschichten zu lagern – weit weg von Mensch und Lebenswelt –, bis sie nicht mehr gefährlich sind. Darüber sind sich die Experten weltweit einig. Welcher Gesteinstyp sich dafür am besten eignet, kann nicht pauschal beantwortet werden. Das hängt von der geologischen Situation vor Ort ab. Deshalb gibt der geologische Untergrund in jedem einzelnen Land vor, wo sich der vergleichsweise sicherste Standort für die Endlagerung von Atommüll befindet. Finnland und Schweden wählten Granit, Belgien und Frankreich setzen – wie die Schweiz – auf Tongesteine. Deutschland befindet sich gegenwärtig im Auswahlverfahren zwischen Salz, Ton und Granit.
Pionier-Tiefenlager Onkalo in Finnland
Erst Finnland, Schweden und Frankreich haben den definitiven Standort für ihr geologisches Tiefenlager für hochaktive Abfälle bereits bestimmt. Das Projekt Onkalo in Finnland ist am weitesten fortgeschritten. Das erste Endlager für hochaktive Abfälle wird derzeit in der Gemeinde Eurajoki auf der Insel Olkiluoto vor der Westküste Finnlands gebaut – rund drei Stunden Autofahrt von Helsinki entfernt. Es befindet sich in 400 bis 430 Metern Tiefe unter der Ostsee und nimmt laut Planung frühestens 2025 seinen Betrieb auf. Ab diesem Zeitpunkt werden die radioaktiven Abfälle während vieler Jahre ins Endlager transportiert, eingelagert, und schliesslich wird das Lager nach rund 100 Jahren verschlossen. Das Projekt selbst reicht bis in die 1980er-Jahre zurück. Nach jahrelanger Standortsuche genehmigte das finnische Parlament 2001 den Entscheid der Regierung für die Entsorgung auf Olkiluoto. 2004 hat der Bau des unterirdischen Endlagers begonnen und 2015 erteilte die Regierung die offizielle Genehmigung für den Betrieb des Atommüll-Endlagers. Die Lagerung des radioaktiven Abfalls soll in Onkalo für mindestens 100 000 Jahre sicher sein, ohne dass die radioaktive Strahlung Mensch und Umwelt gefährdet. So schreibt es die EU vor.
Multinationale Lösungen sind (bisher) keine Option
Multinationale Lösungen werden zwar immer wieder diskutiert. Doch sie sind insbesondere in jenen Ländern Europas keine Option, die selbst viele radioaktive Abfälle produzieren und eigene Projekte zur Endlagerung vorantreiben. Viele haben den Import von radioaktiven Abfällen verboten. Für die Schweiz ist die Endlagerung im Ausland auch aus einem anderen Grund keine Option: Das Schweizer Gesetz schreibt vor, dass die radioaktiven Abfälle, die in der Schweiz entstehen, «grundsätzlich im Inland» entsorgt werden müssen. Deshalb lancierte die Schweiz 2008 mit dem «Sachplan geologische Tiefenlager» ein Auswahlverfahren, um hier einen geeigneten Standort zu finden.